Mittwoch, 11. März 2015

Mobbing und Cybermobbing: Warum ein respektvolles Miteinander zu Hause und in der Schule die beste Prävention ist


    Als Schulpsychologe begegnet einem auch das Thema Mobbing des Öfteren. Hier meine Antwort auf eine Anfrage einer Zeitungsredakteurin zum Thema:
 
  1. Wie hat sich Mobbing verändert?

Die Möglichkeiten des Mobbings haben sich für die Täter erweitert: Durch das Internet und Smartphones ist der Schonraum der eigenen vier Wände so oft nicht mehr vorhanden. Die Attacken werden auf Internetplattformen mit Fotos, Videos und verbalen Kommentaren geführt oder fortgeführt und sind für viele auch dann sichtbar, wenn sie auf dem Schulhof vielleicht nicht dabei waren. Mit diesem Cybermobbing hat sich eine neue Dimension ergeben: Etwas, das schnell Verbreitung findet und erstmal lange im Netz bleibt. Ein Dauerstress.

  1. Wie verbreitet ist Cybermobbing?

Die Frage ist, wo beginnt das Mobbing: Zähle ich erste Beleidigungen und Peinlichkeiten schon dazu? Im Rahmen der Jugendstudie JIM gaben 7% der jugendlichen Internetnutzer an, selber schon einmal Opfer von Cyber-Mobbing gewesen zu sein. Gefragt nach Bekannten, die über Handy oder im Internet schon einmal „fertig gemacht wurden“, gaben 32% der Jugendlichen an, solle Fälle schon einmal in Ihrem Bekanntenkreis gehört zu haben. Quelle: JIM 2013. Jugend, Information, (Multi-)Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19- Jähriger in Deutschland. Hrsg. vom medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest. Stuttgart, 2012.

  1. Wer ist vor allem betroffen?

Ganz deutlich muss man hier sagen: JEDER kann Opfer sein. Natürlich gibt es Faktoren, die die Opferrolle begünstigen: Ängstlichkeit, geringes Selbstwertgefühl, überbehütendes Elternhaus, physische Schwäche. Aber das Tragen von Markenklamotten, darauf zu achten, besonders dünn zu sein oder den Draufgänger zu markieren – all das schützt letztlich nicht vor Mobbing. Ob es zu Mobbingfällen kommt, hängt auch stark von Klassenklima ab. Ein Klima des Hinguckens, des Wertschätzens und des In-die-Schranken-weisen ist der sinnvollste Schutz.

  1. Was sollte man besser nicht im Netz teilen, um nicht zur Zielscheibe zu werden?

Generell gilt: Alles, was man im Netz postet, sollte mit Bedacht getan werden. Auch harmlose Fotos kann man verfremden. Von intimen Fotos, die man vermeintlich nur seinen „besten Freunden“ sendet einmal ganz abgesehen. Um Kopien von Fotos oder Videos zu erstellen, braucht man keine aufwändigen Gerätschaften mehr, also ist die Kontrolle über das, was von mir im Netz steht und Verbreitung findet, nur schwer möglich. Ebenso wie das Löschen desselbigen.

  1. Betrifft das eher Mädchen oder Jungen?

Besagte JIM-Studie verweist darauf, dass mehr Mädchen als Jungen angeben, Opfer von Mobbing gewesen zu sein oder jemanden zu kennen, der Opfer war. Andererseits muss man aber auch sehen, dass Mädchen evtl. ein anderes Verständnis davon haben, was Mobbing bedeutet und wo Mobbing beginnt.

  1. Was kann man tun, um rechtzeitig zu erkennen, dass zum Beispiel das eigene Kind gemobbt wird?

Sie sprechen hier von dem, was Eltern tun können? Halten Sie Kontakt zu ihren Kindern. Damit meine ich nicht ein permanentes Kontrollieren Ihres Kindes, sondern das Sprechen über Gefühle, Sorgen, Nöte, das Interessieren für das, was ihr Kind tut. In der Pubertät versuchen sich Kinder auch von ihren Eltern abzugrenzen, ihren eigenen Weg zu finden. In dieser Phase hilft es, wenn Sie ein häusliches Klima leben, in der eine offene Gesprächskultur gelebt wird. So können Sie schneller erfahren, wenn ihr Kind sich bedrängt fühlt.

  1. Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es, gegen Mobbing vorzugehen?

Beweise zu sammeln, ist sinnvoll. Screenshots bei Online-Mobbing speichern. Ansonsten würde ich diese Frage gerne  an kompetente Juristen weiter geben. Als Psychologe weise ich nur darauf hin, dass die rechtliche Klärung nicht unbedingt eine psychische Bewältigung bedeutet.