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Als Schulpsychologe begegnet einem auch das Thema Mobbing des Öfteren. Hier meine Antwort auf eine Anfrage einer Zeitungsredakteurin zum Thema:
- Wie hat sich Mobbing verändert?
Die Möglichkeiten des Mobbings
haben sich für die Täter erweitert: Durch das Internet und Smartphones ist der
Schonraum der eigenen vier Wände so oft nicht mehr vorhanden. Die Attacken
werden auf Internetplattformen mit Fotos, Videos und verbalen Kommentaren geführt
oder fortgeführt und sind für viele auch dann sichtbar, wenn sie auf dem
Schulhof vielleicht nicht dabei waren. Mit diesem Cybermobbing hat sich eine
neue Dimension ergeben: Etwas, das schnell Verbreitung findet und erstmal lange
im Netz bleibt. Ein Dauerstress.
- Wie verbreitet ist Cybermobbing?
Die Frage ist, wo beginnt das
Mobbing: Zähle ich erste Beleidigungen und Peinlichkeiten schon dazu? Im Rahmen
der Jugendstudie JIM gaben 7% der jugendlichen Internetnutzer an, selber schon
einmal Opfer von Cyber-Mobbing gewesen zu sein. Gefragt nach Bekannten, die
über Handy oder im Internet schon einmal „fertig gemacht wurden“, gaben 32% der
Jugendlichen an, solle Fälle schon einmal in Ihrem Bekanntenkreis gehört zu
haben. Quelle: JIM 2013. Jugend, Information, (Multi-)Media.
Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19- Jähriger in Deutschland. Hrsg. vom
medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest. Stuttgart, 2012.
- Wer ist vor allem betroffen?
Ganz deutlich muss man hier
sagen: JEDER kann Opfer sein. Natürlich gibt es Faktoren, die die Opferrolle
begünstigen: Ängstlichkeit, geringes Selbstwertgefühl, überbehütendes
Elternhaus, physische Schwäche. Aber das Tragen von Markenklamotten, darauf zu achten,
besonders dünn zu sein oder den Draufgänger zu markieren – all das schützt
letztlich nicht vor Mobbing. Ob es zu Mobbingfällen kommt, hängt auch stark von
Klassenklima ab. Ein Klima des Hinguckens, des Wertschätzens und des
In-die-Schranken-weisen ist der sinnvollste Schutz.
- Was sollte man besser nicht im Netz teilen, um nicht
zur Zielscheibe zu werden?
Generell gilt: Alles, was man im
Netz postet, sollte mit Bedacht getan werden. Auch harmlose Fotos kann man
verfremden. Von intimen Fotos, die man vermeintlich nur seinen „besten
Freunden“ sendet einmal ganz abgesehen. Um Kopien von Fotos oder Videos zu
erstellen, braucht man keine aufwändigen Gerätschaften mehr, also ist die
Kontrolle über das, was von mir im Netz steht und Verbreitung findet, nur schwer
möglich. Ebenso wie das Löschen desselbigen.
- Betrifft das eher Mädchen oder Jungen?
Besagte JIM-Studie verweist
darauf, dass mehr Mädchen als Jungen angeben, Opfer von Mobbing gewesen zu sein
oder jemanden zu kennen, der Opfer war. Andererseits muss man aber auch sehen,
dass Mädchen evtl. ein anderes Verständnis davon haben, was Mobbing bedeutet
und wo Mobbing beginnt.
- Was kann man tun, um rechtzeitig zu erkennen, dass zum
Beispiel das eigene Kind gemobbt wird?
Sie sprechen hier von dem, was
Eltern tun können? Halten Sie Kontakt zu ihren Kindern. Damit meine ich nicht
ein permanentes Kontrollieren Ihres Kindes, sondern das Sprechen über Gefühle,
Sorgen, Nöte, das Interessieren für das, was ihr Kind tut. In der Pubertät
versuchen sich Kinder auch von ihren Eltern abzugrenzen, ihren eigenen Weg zu
finden. In dieser Phase hilft es, wenn Sie ein häusliches Klima leben, in der
eine offene Gesprächskultur gelebt wird. So können Sie schneller erfahren, wenn
ihr Kind sich bedrängt fühlt.
- Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es, gegen Mobbing
vorzugehen?
Beweise zu sammeln, ist sinnvoll.
Screenshots bei Online-Mobbing speichern. Ansonsten würde ich diese Frage gerne
an kompetente Juristen weiter geben. Als Psychologe weise ich nur darauf
hin, dass die rechtliche Klärung nicht unbedingt eine psychische Bewältigung
bedeutet.