Mittwoch, 9. Oktober 2013

Kommentar zum Erwerb der Schülerhilfe durch einen Finanzinvestor

Im gestrigen Handelsblatt konnte ich lesen, dass die Schülerhilfe als erst- oder zweitgrößter institutioneller Nachhilfeanbieter in Deutschland (je nachdem, was man da jetzt als "Größe" zählen möchte) mal wieder den Besitzer wechselt: Von einem Finanzinvestor zum Nächsten (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/schuelerhilfe-finanzinvestor-kauft-nachhilfe-anbieter/8902032.html).
Da ich ja selber noch für kurze Zeit (bis Ende November), aber dafür schon seit 14,5 Jahren beim Wettbewerber Studienkreis GmbH als Produktverantwortlicher der Bochumer Zentrale für den Bereich LRS und Rechenschwäche arbeite, und dieser selber zu Jahresbeginn 2013 in die Hände der Private Equity-Gesellschaft Aurelius AG gelegt wurde, sehe ich die Liebe von Finanzunternehmen zur Bildung kritisch. Kritisch deshalb, weil es von Seiten der Investoren ja nicht um Bildung und Gesellschaft geht, sondern um Kapitalbildung und Renditen. Bildung ist da nur eine Branche, von der man sich wohl was verspricht.
Nun ist es nicht schändlich, mit Bildung Geld zu verdienen - das machen Schulbuchverlage ja schließlich auch - es geht aber auch darum, Bildung so zu verkaufen, dass die bestmögliche pädagogische Zielerreichung unter für den Nutzer ökonomisch tragbaren Bedingungen geleistet wird. Wohlgemerkt: Für mich ist hiernach der Kunde das Maß aller Dinge. So wie ich von einem Arzt auch erwarte, dass er mir die bestmögliche Therapie für meine Gesundheit zuführt und nicht die für seine Praxis gewinnbringendste unabhängig vom ersteren. Und genau hier habe ich (zumindest für den Studienkreis gesprochen), so meine Zweifel. Klar muss in einem Wirtschaftsunternehmen Gewinn erzielt werden, aber kann es sein, dass in Managementkreisen nur noch über Verträge, Laufzeiten, Ablaufoptimierungen  bei den Leitungen in der Verwaltung der Verträge gesprochen wird, Unterricht und der einzelne Schüler jedoch nur noch unter "Herstellkosten" (allein der Begriff!) zu erahnen ist? Für alle Nicht-Insider: "Herstellkosten" meinen die Honorare und andere Aufwedungen, die wir Lehrkräften für die Erbringung des Unterrichts zahlen.
Warum das so ist? Weil Private-Equity-Gesellschaften mit Unternehmen handeln. Kaufen, aufpimpen (Rentabilität steigern), mit Gewinn verkaufen. Ob Nachhilfe, Bratpfannen oder Kernbrennstäbe spielt da eigentlich keine große Rolle. 

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