Dienstag, 8. April 2014

Lehren Lehrer und nicht mehr oder erziehen nur Eltern?

Ein  aufrüttelnder öffentlicher Brief einer Grundschullehrerin schafft dieser Tage rege Diskussion um die Disziplin- und Sozialprobleme von Schülern: Nachzulesen unter:

http://bildungsklick.de/a/90979/streit-um-den-brandbrief-einer-lehrerin/


Nun ist das Boxen, Treten und Schultasche durch die Gegend werfen, das öffentliche Rülpsen, das "Hurensohn / F***"-Geplappere Heranwachsender ein sehr ernsthaftes Problem in der Schule - und wohl auch auf Klassenausflügen, bei dem schon die Frage aufkommt: Warum eigentlich mit einer solchen Klasse sich überhaupt in die Öffentlichkeit wagen? 
Solches Verhalten hat Gründe und die sind nicht selten ein Kampf um Anerkennung unter Gleichaltrigen, ein Testen von Grenzen in einer recht grenzenlosen Gesellschaft. Hier lohnt es sich von Schulpsychologen-Seite genau bei den einzelnen Schülern hinzuschauen, aber auch das Interaktionsgeschehen im Unterricht zu betrachten. Denn es ist etwas anderes, ob ein Schüler eine Bühne von 25-30 Mitschülern hat oder zu Hause allenfalls seine Geschwister oder Eltern. Und es spielt eine Rolle, wie der Stoff vermittelt wird, wie laut die Klasse ist, was die Mitschüler machen, wie die Sitzanordnung ist, wo der Schüler sitzt, wie oft er wann angesprochen wird ...
Naja, und natürlich: Wie sehr der Schüler bereit ist, auf eine rein hedonistische Haltung zu verzichten, gerade dann, wenn das Lernen anstrengend wird.
Und an der Stelle kommt Erziehung ins Spiel: Erziehung durch Rollenvorbilder im Elternhaus, in der Klasse, in der Gesellschaft. Es ist insofern nicht richtig, wenn die Grundschullehrerin meint, Kinder "zum Lernen zu bewegen" sei ihr Job, nicht aber zu erziehen. Eine Schule ist immer auch erziehend in der Weise als dass Lehren ohne zu erziehen nicht gelingen wird. Wo man auf Erziehung zu Regelbewusstsein und sozialem Miteinander verzichtet, wird das Anwenden von Unterrichtsmethoden, die nicht rein frontal sind, nicht möglich. 
Das Elternhaus besitzt sicherlich einen noch deutlicheren Erziehungsauftrag und das gemeinsame (Schule und Elternhaus) und im besten Fall bezogen auf den Bildungsauftrag im weitgehenden Konsens geschehende Erziehen des jeweiligen Kindes ist am idealsten. Und: Ja, die Eltern sind in der Pflicht ihre Kinder zu erziehen. Wenn dies aber nicht gelingt, weil die Voraussetzungen im Elternhaus fehlen, weil die Fähigkeiten bei den Eltern fehlen oder weil es nicht im Wertesystem der Eltern (oder anders) vorkommt, dann kann Schule nur sehr schwer kompensativ tätig werden. Hier müssen dann auch Lehrer vor dem Burn-out geschützt werden. Insofern ist  hier noch einmal deutlich der Hinweis zu geben: Wir Schulpsychologen sind genau hierfür auch da, um nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer zu beraten und gemeinsam zu überlegen, was in der Klasse verändert werden kann, um sozial verträgliches Verhalten der Schüler wachsen zu lassen. Aber solche Empfehlungen müssen zur Klasse und zum Lehrer passen. Es lohnt sich darüber nachzudenken, wann die Schüler sich akzeptabel verhalten haben. Wann war das zuletzt? Was war da anders? Welche Bedindungen herrschten da vor? Was muss man tun, um diesen Zustand herzustellen? Was wäre der nächste kleine Schritt dahin? Woran stelle ich als Lehrer fest, dass es besser wird?
Wir Schulpsychologen begleiten Sie hier gerne. Adressen von Beratungsstellen unter:
www.schulpsychologie.de.

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